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Online-Coach Diabetes
Die Behandlung mit Diabetesmedikamenten

Diabetesbehandlung mit Insulin

Die weitaus meisten Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes sind mit blutzuckersenkenden Tabletten gut zu behandeln, vor allem, wenn sie selbst die Therapie aktiv durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung unterstützen. Bei manchen aber reicht die Wirkung dieser Medikamente nicht aus. In diesem Fall muss zusätzlich oder ausschließlich Insulin gespritzt werden.

Insulin ist ein Hormon, das in der Regel mit Injektionshilfen, sogenannten Pens, in das Unterhautfettgewebe gespritzt wird. Diese setzen auf Knopfdruck die gewünschte Menge Insulin frei. Den Stich mit der winzigen, sehr dünnen Nadel spürt man kaum.

Viele Menschen mit Diabetes haben Vorbehalte oder Angst vor der Insulinbehandlung. Die Gründe dafür sind vielfältig: Ein Mensch hat die Sorge, beim Spritzen etwas falsch zu machen, der nächste befürchtet eine Gewichtszunahme und andere haben vor allem Angst vor Unterzuckerungen.

Unsicherheiten bei der Handhabung beim Messen und Spritzen werden in den Diabetesschulungen abgebaut. Dort lernen Diabetespatienten alles, was sie für eine sichere und erfolgreiche Therapie mit Insulin wissen müssen. Aber es gibt noch eine ganz andere Hemmschwelle: Wer Insulin spritzt, macht seinen Diabetes öffentlich, kann ihn nicht mehr vor Freunden, Bekannten oder Kollegen verstecken. Tatsächlich aber ist genau das sinnvoll: Denn nur, wer mit seinem Diabetes offen umgeht, nimmt die Krankheit wirklich an und akzeptiert sie – eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Welche Vorteile eine Insulintherapie bei Diabetes bietet, wie Sie Insulin richtig spritzen und wie verschiedene Insuline bei Bedarf gemischt werden können, erfahren Sie unten in den Vertiefungsthemen auf dieser Seite. Dort können Sie auch nachlesen, welche Insuline es gibt und wodurch sich die verschiedenen Insulintherapien unterscheiden.

Auch zum Thema Insulin haben wir einen Wissenstest für Sie vorbereitet. Kennen Sie die Antwort auf die folgende Frage?

Ab wann kommt Insulin zum Einsatz?

Vertiefungsthemen

Insulin hilft die erhöhten Blutzuckerwerte und Diabetes-Symptome zu verbessern. Eine Insulinbehandlung lässt sich flexibel in den Alltag integrieren. So manche Typ-2-Diabetespatienten, die auf Insulin umgestiegen sind, kommen deshalb zu dem Schluss, dass sich ihreLebensqualität verbessert hat. Richtig ist aber auch: Die Gefahr von Unterzuckerungen steigt und viele Patientinnen und Patienten, die Insulin spritzen, nehmen leichter zu. Dagegen helfen Bewegung und eine gesunde Ernährung „mit Augenmaß“.

Bei körperlichen Aktivitäten muss gegebenenfalls die Insulindosis verringert werden, um eine Unterzuckerung zu vermeiden beziehungsweise ohne zusätzliche Broteinheiten auszukommen. Broteinheiten sind ein Maß zur Berechnung des Kohlenhydratgehalts eines Lebensmittels. Aus der Menge der Broteinheiten einer Mahlzeit kann anschließend die Insulindosis berechnet werden: Eine Broteinheit entspricht zwölf Gramm Kohlenhydraten, also zum Beispiel einer dünnen Scheibe Weißbrot (25g). Eine Scheibe Vollkornbrot hat bei gleichem Gewicht eine geringere Menge an Kohlenhydraten, ist zudem gesünder und macht deutlich länger satt.

Spezielle Schulungen für Diabetespatientinnen und -patienten mit einer Insulintherapie helfen zu verstehen, in welchem Zusammenhang Ernährung, Bewegung und Blutzucker stehen, und wie sich Über- und Unterzuckerung bemerkbar machen. Bei Fragen sprechen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder die Diabetesberatung an.

Sich selbst Insulin zu spritzen, ist gar nicht schwer. Alles, was Sie dazu wissen müssen, lernen Sie in einer Schulung. Trotzdem kann es vorkommen, dass sich Fehler einschleichen, die Ihre Blutzuckerwerte beeinflussen. Deshalb achten Sie am besten auf Folgendes:

  • Wählen Sie mithilfe des Dosierknopfs des Pens die erforderliche Insulinmenge und beginnen Sie erst dann mit der Injektion.

  • Nehmen Sie eine Hautfalte in die Hand, heben Sie sie an und stechen Sie mit der anderen Hand die Nadel des Pens senkrecht in die Hautfalte, bis die Nadel nicht mehr zu sehen ist. Mit dieser Technik spüren Sie den Einstich so gut wie gar nicht und stellen sicher, dass Sie mit der Nadel ins Unterhautfettgewebe und nicht in die Muskulatur stechen.

  • Drücken Sie nach dem Einstich den Knopf des Pens langsam bis zum Anschlag durch. Anschließend warten Sie zehn Sekunden, bevor Sie die Nadel wieder herausziehen. So können Sie sicher sein, dass auch wirklich die erforderliche Insulinmenge ins Unterhautfettgewebe gelangt.

  • Wechseln Sie die Injektionsstelle bei jeder Injektion. Denn so beugen Sie Spritzhügeln vor. Solche Gewebeverhärtungen behindern auch die Aufnahme von Insulin. Die Injektionsstellen sollten daher regelmäßig in der Arztpraxis kontrolliert werden. Am besten besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, nach welchem Schema Sie die Injektionsstellen täglich wechseln.

  • Benutzen Sie möglichst für jede Injektion eine neue Nadel oder wechseln Sie die Nadel mindestens einmal täglich. So schonen Sie Ihre Haut und beugen ebenfalls Spritzhügeln vor.

  • Kontrollieren Sie täglich, ob Ihr Pen richtig funktioniert. Dazu halten Sie den Pen mit der Nadel nach oben und klopfen ein paarmal mit den Fingern dagegen, sodass Luftblasen entweichen können. Stellen Sie am Dosierknopf zwei Einheiten Insulin ein und drücken Sie anschließend auf den Knopf. Gibt der Pen dabei einen Tropfen Flüssigkeit ab, funktioniert er einwandfrei.

  • Lagern Sie Ihre Insulinvorräte immer im Kühlschrank. Kurz vor der Anwendung nehmen Sie die Patrone mit dem Insulin heraus, damit das Insulin bei der Injektion nicht mehr so kalt ist.

Nach welchem System Sie sich am besten Insulin spritzen, zeigt Ihnen ein Spritzschema, das gleichzeitig dabei hilft, Komplikationen zu vermeiden. Die folgende Grafik verdeutlicht, wie ein solches Spritzschema aussehen kann.

Für das Spritzen von Insulin sind Körperstellen mit viel Fettgewebe besonders gut geeignet, beispielsweise der Bauch oder die Oberschenkel. Wenn Sie sich für den Bauch entscheiden, stellen Sie sich einen Kreis rund um den Bauchnabel vor. Beginnen Sie mit den Injektionen an einem Punkt rechts neben dem Bauchnabel und setzen Sie den Pen beim nächsten Mal spiegelverkehrt auf der linken Seite des Bauchnabels an. Beim dritten Mal wählen Sie die Spritzstelle links etwas unterhalb des Bauchnabels und wechseln dann wieder auf die rechte Seite. Arbeiten Sie sich auf diese Weise im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum und achten Sie darauf, dass Sie stets mindestens zwei Zentimeter Platz zwischen zwei Spritzstellen lassen. Diesen Vorgang wiederholen Sie immer wieder.

Wenn Ihnen Injektionen in den Oberschenkel lieber sind, stellen Sie sich auch hier einen Kreis vor, der zwischen Knien und Rumpf verläuft. Setzen Sie den ersten Pen mit der Morgeninjektion relativ weit oben am rechten Oberschenkel an. Beim nächsten Mal nehmen Sie dieselbe Stelle, nur am linken Oberschenkel. Die dritte Injektion spritzen Sie in den unteren Bereich des linken Oberschenkels, die vierte in den rechten. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Spritzen nicht zu nah am Knie setzen, halten Sie immer eine Handbreit Abstand.

Diese Spritzschemata an Bauch und Oberschenkeln können Sie auch miteinander kombinieren. Sinnvoll ist das aber nur, wenn sie sowohl ein Basal-, als auch ein schnell wirksames Insulin spritzen. In diesem Fall injizieren Sie das Basal-Insulin am besten in den Oberschenkel, das schnell wirksame in den Bauch. Fragen Sie auch Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, welches Spritzschema er bzw. sie Ihnen empfiehlt.

Wenn Sie NPH- oder Mischinsulin spritzen, schwenken Sie den Pen vor dem Spritzen mindestens 20-mal hin und her, bis der Inhalt der Patrone gemischt ist. Schwenken Sie den Pen dabei aus dem Handgelenk heraus in langsamen Bewegungen unbedingt auch auf den Kopf und wieder zurück. So ist gewährleistet, dass das Insulin gleichmäßig in der Mischung verteilt ist und die beabsichtigte verzögerte Wirkung auch eintritt. Klare Insuline brauchen Sie nicht zu schwenken.

Tipp: Schwenken Sie den Pen vorsichtig hin und her. Schütteln Sie ihn nicht, denn das könnte dem Insulin schaden und dazu führen, dass sich Luftblasen in der Patrone bilden. Auch das oft praktizierte Rollen des Pens zwischen den Händen oder einfaches Schütteln ist für eine richtige Durchmischung ungenügend.

Insuline können unterschiedlich chemisch zusammengesetzt sein und wirken auch unterschiedlich lang. Das Hormon wird heute gentechnisch erzeugt, früher stammte es aus der Bauchspeicheldrüse von Rindern oder Schweinen.

Bei einigen Insulinen dauert es eine Weile, bis die Wirkung einsetzt, dafür hält sie länger an. Sie werden lang wirksame Insuline, Langzeit- oder auch Depot- oder Basalinsuline genannt. Mit ihnen können zu hohe Blutzuckerwerte nicht so schnell korrigiert werden. Schnell wirksame Insuline haben dagegen eine kurze Wirkzeit. Sie können sehr schnell Blutzuckerspitzen senken, wie sie etwa nach dem Essen auftreten.

Außerdem gibt es Insuline mit mittlerer Wirkdauer und Mischinsuline. Zwischen den folgenden Insulinen wird unterschieden:

Humaninsulin

Unter Humaninsulin versteht man meist gentechnisch hergestellte Insuline, deren Aufbau und Zusammensetzung mit denen des natürlichen menschlichen Insulins weitgehend identisch sind. Ohne weiteren Zusatz handelt es sich bei Humaninsulin um ein kurzwirksames Insulin, mit Zusätzen wird es zum Langzeitinsulin.

Lang wirkendes Humaninsulin wird auch NPH-Verzögerungsinsulin genannt.

Kurz wirksames Humaninsulin ist als Normalinsulin oder Altinsulin bekannt.

Analoginsuline

Analoginsuline sind Insuline, bei denen die Aminosäuresequenz künstlich verändert wurde. Sie wirken ähnlich wie Humaninsulin, nur schneller. Es ist kein Aufmischen und kein langer Spritz-Ess-Abstand nötig.

 

Kurz wirksame Insuline

NPH-
Verzögerungs-insulin

Lang wirkendes Analoginsulin                        

Analog-insulin

Normal-
insulin

Wirkbeginn

nach etwa
5 – 10 Min.

nach etwa
15 – 30 Min.

nach etwa
2 Std.

langsam

Wirkhöhe- punkt

nach etwa
1 – 1,5 Std.

nach etwa
1,5 – 3 Std.

nach etwa
4 – 6 Std.

Wirkungskurve ist wenig ausgeprägt. Meist liegt der Wirkhöhepunkt bei ca. der Hälfte der Zeit. Wenn die Wirkungsdauer bei 18-20h liegt, ist der Höhepunkt bei 8-10h.

Wirkdauer

etwa
2 – 3 Std.

etwa
4 – 8 Std.

etwa
12 – 14 Std.

meist bis
24 Std.

Die verschiedenen Wirkweisen der Insuline machen es möglich, dass der Arzt zusammen mit dem Patienten eine für ihn passende Insulintherapie entwickelt. Oft werden Metformin oder mehrere Antidiabetika mit Insulin kombiniert. Es kann aber auch nur ein Insulinpräparat verordnen werden oder zwei mit unterschiedlicher Wirkweise. Die wichtigsten Insulintherapien sind:

  • Basal-unterstützte orale Therapie (BOT)

    Bei der basal-unterstützten oralen Therapie nimmt der Patient/die Patientin regelmäßig seine Tabletten ein und spritzt sich einmal täglich ein lang wirksames Insulin. Eine häufige Kombination ist die von Metformin mit Insulin.

  • Supplementäre Insulintherapie (SIT)

    Die supplementäre Insulintherapie sieht vor, dass der Patient oder die Patientin Tabletten einnimmt und zusätzlich zu den Hauptmahlzeiten eine kleine Dosis eines kurz wirksamen Insulins spritzt. Diese Therapie eignet sich besonders für Typ-2-Diabetespatienten mit hohen Blutzuckerspitzen nach dem Essen, die auch nach einer Reduktion der so genannten glykämischen Last nicht besser werden. Die glykämische Last errechnet sich aus Art und Menge der Kohlenhydrate eines Lebensmittels.

  • Konventionelle Insulintherapie (CT)

    Im Falle der konventionellen Insulintherapie wird vor dem Frühstück und vor dem Abendessen eine festgelegte Dosis Mischinsulin gespritzt, das ein lang wirksames und ein kurz wirksames Insulin enthält. Diese Therapie empfiehlt sich für Menschen mit einem geregelten Tagesablauf, festen Essenzeiten und standardisierten Mahlzeiten. Zur Vermeidung von Unterzuckerung sind vormittags und nachmittags kleine Zwischenmahlzeiten erforderlich. Dieses Behandlungsschema kommt häufig dann zum Einsatz, wenn nicht mehr die Vermeidung von diabetischen Folgekrankheiten das vorrangige Ziel ist, sondern die Behandlung anderer Krankheiten im Vordergrund steht.

  • Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)

    Bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie wird morgens und abends ein lang wirksames Insulin gespritzt – oder ein 24-Stunden-Insulin einmal am Tag – und zusätzlich vor dem Essen jeweils ein kurz wirksames. Die Dosis des kurz wirksamen Insulins wird situativ dem jeweiligen Bedarf angepasst. Die Patientinnen und Patienten berücksichtigen, wie hoch der Blutzucker ist, was und wie viel sie essen möchten und welche körperliche Aktivität sie geplant haben. Der Vorteil dieser Therapie: DDie Patienten können ihre Mahlzeiten flexibler einnehmen. Sie sind ist allerdings auch mehr gefordert als bei anderen Formen der Insulintherapie.

Bei allen Insulin-Therapien gilt grundsätzlich:

Diabetespatientinnen und Patienten sollten ausschließlich nach einer Überprüfung ihrer Blutzuckerwerte Auto fahren. Stellen Sie sicher, dass sich Ihre Blutzuckerwerte im Normalbereich befinden. Weitere Informationen zum Thema finden Sie folgend im Kapitel 8.6.3.1 „Informationen für Kraftfahrer“.